Hilfe annehmen

Es gibt drei Dingen die den meisten Menschen besonders schwer fallen sie auszusprechen: Es tut mir leid, ich liebe Dich, ich brauche Hilfe. Verrückt. Warum fällt es uns Menschen so schwer zu sagen: Ich brauche Hilfe? Wo doch die meisten von uns sogar gerne helfen…

Habe gerade mal wieder die Erfahrung gemacht, wie gut es tut Hilfe anzunehmen. Saß vor meinem PC und bin mit einer Aufgabe einfach nicht weiter gekommen. Ein Teil von mir sagte: „Bitte doch einfach jemanden um Hilfe. Es wird nicht nur schneller gehen, sondern vor allem wird das Ergebnis deutlich besser sein.“ Ein anderer Teil von mir wiedersprach: „Los Du faule Socke, jetzt setzt Dich auf Deinen Hintern und streng Dich noch mehr an. Kann doch nicht so schwer sein, das wirst Du doch wohl alleine hin bekommen“ Während also die Teile in mir wild diskutierten, saß ich vor meinem PC und tat gar nichts. Ich hört der Diskussion meiner „Teilekonferenz“ zu und merke wie meine Laune den Bach runter ging und ich plötzlich ziemlich müde wurde. Von Produktivität war keine Rede mehr.

Ich hörte wie ein in mir sagte: „So wichtig ist Deine Sache jetzt aber wirklich nicht, dass Du dafür jemand anderem seine wertvolle Zeit stehlen brauchst.“

Plötzlich spürte ich wie sich mein Bewusstsein in die Diskussion einmischte und es rief laut: „Stop!“ Das gab mir die Gelegenheit wieder Kontrolle über die Konferenz die sich verselbstständigt hatte zu gewinnen. Ich dachte: „Warum bitte ich nicht einfach um Hilfe. Ständig sage ich anderen sie sollen um Hilfe bitten. Ich helfe immer gerne wenn mich jemand um Hilfe bittet. Ich fühle mich sogar oft geehrt wenn mich ein großartiger Mensch um Hilfe bittet.“

Also habe ich mich entschlossen um Hilfe zu bitten. Und es war ganz leicht. Und das verrückt dabei ist, dass es sogar richtig Spaß gemacht hat das Ganze zu zweit zu machen. Das Ergebnis begeistert mich.

Warum fällt es uns so schwer um Hilfe zu bitten? In dem Moment in dem wir um Hilfe bitten, geben wir zu, dass wir es alleine nicht schaffen. Oder zumindest, dass es uns schwer fällt alleine. Oh oh! Wir sind es doch schon so gewohnt Leistung zu bringen, wie können wir uns da erlauben Schwäche zu zeigen?! Damit machen wir uns doch verletzlich und angreifbar. Und was wen derjenige den wir um Hilfe gebeten haben auch noch eine Gegenleistung dafür verlangt!? Ich will natürlich keine Gegenleistung wenn ich jemandem helfe denn ich tu es ja gerne. Aber was wenn der andere das erwartet? Kann ich die Erwartungen erfüllen? Gehe ich eine Verpflichtung ein? Oh nein!!! Warum haben wir das Gefühl dass ein einfaches und ehrliches „Danke“ nicht ausreichen könnte?

Ich bin der Meinung, dass es allen weiter hilft, wenn wir um Hilfe bitten und diese dann auch wirklich annehmen. Es tut gut auch mal Schwäche zu zeigen und zu spüren dass einem geholfen wird. Und genauso gut tut es dem Hilfegebenden wenn er gebraucht wird. Wir alle haben so sehr den Wunsch gebraucht zu werden und einen Betrag zu leisten. Einen Unterschied in dem Leben eines anderen Menschen zu machen. Einen Mann möchte Mann sein und es tut ihm gut wenn er als Mann gebraucht wird. Und genauso geht es uns Frauen. In dem Moment wo um Hilfe gebeten wird und diese gegeben wird, erleben wir „gemeinsam“. Wir erleben das Gefühl was es bedeutet zusammen zu gehören, gemeinsam etwas zu schaffen. Wir alle brauchen Hilfe und genauso brauchen wir es gebraucht zu werden. Früher war niemand alleine lang überlebensfähig. Heute sind wir es zwar körperlich, aber emotional verkümmern wir ohne das Gefühl der Gemeinsamkeit.

Ich bin dankbar für alle Hilfe und Unterstützung die ich täglich erfahre. Und ich liebe es anderen zu helfen und zu unterstützen.
Let´s make it a better place. Gemeinsam.

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